by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)
Das Werk
Language: German (Deutsch)
Hat Natur, nach ihrem dunklen Walten, Hier sich Bergreih'n hingezogen, droben Felsen aufgezackt und gleich daneben Über Talgestein und Höh'n und Höhlen Heilig ruhend alten Wald gepfleget, Daß den unwirtbaren Labyrinthen Sich der Wand'rer grausend gern entzöge: Sieh ! da dringt heran des edlen Menschen Meisterhand; sie darf es unternehmen, Darf zerstören tausendjähr'ge Schöpfung. Schallet nun das Beil im tiefsten Walde, Klingt das Eisen an dem schroffen Felsen, Und in Stämmen, Splittern, Massen, Trümmern Liegt zu unbegreiflich neuem Schaffen Ein Zerstörtes gräßlich durcheinander. Aber bald dem Winkelmaß, der Schnur nach Reihen sich die Steine, wachsen höher; Neue Form entspringt an ihnen, herrlich Bildet mit der Ordnung sich die Zierde, Und der alte Stamm, gekantet, fügt sich, Ruhend bald und bald emporgerichtet, Einer in den andern. Hohen Giebels Neuer Kunstwald hebt sich in die Lüfte. Sieh! Des Meisters Kränze wehen droben, Jubel schallt ihm, und den Weitbaumeister Hört man wohl dem irdischen vergleichen. Zündet das Feuer an! Feuer ist obenan. Höchstes, er hat's getan, Der es geraubt. Wer es entzündete, Sich es verbündete, Schmiedete, ründete Kronen dem Haupt. Wasser, es fließe nur! Fließet es von Natur Felsenab durch die Flur, Zieht es auf seine Spur Menschen und Vieh. Fische, sie wimmeln da, Vögel, sie himmeln da, Ihr' ist die Flut. Die unbeständige, Stürmisch lebendige, Daß der Verständige Manchmal sie bändige, Finden wir gut. Erde, sie steht so fest. Wie sie sich quälen läßt! Wie man sie scharrt und plackt! Wie man sie ritzt und hackt! Da soll's heraus. Furchen und Striemen zieh'n Ihr auf den Rücken hin Knechte mit Schweißbemüh'n; Und wo nicht Blumen blüh'n, Schilt man sie aus. Ströme du, Luft und Licht, Weg mir vom Angesicht! Schürst du das Feuer nicht, Bist du nichts wert. Strömst du zum Herd herein, Sollst du willkommen sein, Wie sich's gehört. Dring nur herein ins Haus; Willst du hernach hinaus, Bist du verzehrt. Rasch nur das Werk getan! Feuer nun flammt's heran, Feuer schlägt obenan; Sieht's doch der Vater an, Der es geraubt. Der es entzündete, Sich es verbündete, Schmiedete, ründete Kronen dem Haupt.
Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832) [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Hans Gál (1890 - 1987), "Das Werk", op. 70 no. 2 (1955), published 1956, first performed 1956 [SATB soli, mixed chorus (boys, SATB), and orchestra], from Lebenskreise, no. 2, Alkor Edition, Kassel [ sung text verified 1 time]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2010-02-14
Line count: 76
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