by Caroline Pichler (1769 - 1843)
Ferne von der großen Stadt
Language: German (Deutsch)
Ferne von der großen Stadt, Nimm mich auf in deine Stille, Thal, das mit [der]1 Frühlings Fülle Die Natur geschmücket hat! Wo kein Lärmen, kein Getümmel Meinen Schlummer kürzer macht, Und ein ewig heitrer Himmel Über sel'gen Fluren lacht! Freuden, die die Ruhe beut, Will ich ungestört hier schmecken, Hier, wo Bäume mich bedecken, Und die Linde Duft verstreut. Diese Quelle sey mein Spiegel, Mein Parkett der junge Klee, Und der frisch beras'te Hügel Sey mein grünes Kanapeh. Deiner mütterlichen Spur, Dem Gesetz, das ungerochen Noch kein Sterblicher gebrochen, Will ich folgen, o Natur! Aus dem dunkeln Schooß der Erden Will ich Freuden mir erzieh'n, Und aus Baum und Blume, werden Seligkeiten mir erblüh'n. Mein zufriednes Herz erfreut An den selbstgepflegten Keimen, An den hoffnungsvollen Bäumen Sich mit [Vaterzärtlichkeit]2. Wenn die Blumen sich vermählen In der Sonne mildem Licht: Will ich jede Blüthe zählen, Die mir süße Frucht verspricht. Meine Bienenrepublik Summet dort im Lindenschatten, Bringt von blumenvollen Matten Mir des Honigs Gold zurück. Auf des Hügels trocknem Rasen Halb im Schatten hingestreckt, Seh ich meine Lämmer grasen, Die das feinste Vließ bedeckt. Wenn durch Fleiß und Sonnenbrand Früh die schwächern Kräfte schwinden, Ruh' ich in des Thales Gründen An der Felsenquelle Rand. Ihre Lieb' und ihren Kummer Singt die Turteltaub' im Hain; Und es wiegt in sanften Schlummer Mich der Quelle Murmeln ein. Hebt der milde Herbst sein Haupt, Mit dem [Früchtekranz]3 geschmücket, Aus den Fluren, und erblicket Rings die Gärten halb entlaubt: O wie laben dann den Gaumen Trauben, die mein Weinstock trägt, Oder blau bereifte Pflaumen Von dem Baum, den ich gepflegt. Endlich, wenn der Nordwind stürmt Durch die blätterlosen Wälder, Und auf die erstarrten Felder Ganze Schneegebirge thürmt; Dann verkürzet am Kamine Freundschaft mir die Winternacht, Bis geschmückt mit frischem Grüne Neu der junge Lenz erwacht.
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View original text (without footnotes)Confirmed with Idyllen. von Carolina Pichler, gebornen von Greiner. Wien Im Verlage bey Anton Pichler. 1803, pages 24-27; and with Sämmtliche Werke von Caroline Pichler, gebornen von Greiner. Zwölfter Theil. Wien, 1813. Gedruckt und im Verlage bey Anton Strauß, pages 30-33.
1 Pichler (1813 and later editions), and Schubert: "des"2 Pichler (1813 and later editions), and Schubert: "Mutterzärtlichkeit"
3 Pichler (1813 and later editions), and Schubert: "Früchtenkranz"
Text Authorship:
- by Caroline Pichler (1769 - 1843), no title, appears in Idyllen, in 2. Der Sommerabend, first published 1803 [author's text checked 2 times against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Franz Peter Schubert (1797 - 1828), "Lied", D 483 (1816), published 1895 [sung text checked 1 time]
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "Cançó", copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Lied", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , "Song", copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
Research team for this page: Lau Kanen [Guest Editor] , Peter Rastl [Guest Editor]
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