by Ignaz Franz Castelli (1781 - 1862)
Frohsinn
Language: German (Deutsch)
Ich bin von lockerem Schlage, Genieß' ohne Trübsinn die Welt; Mich drückt kein Schmerz, keine Plage, Den Frohsinn hab' ich zur Flagge Im Sturm des Geschicks mir gewählt. Mit Reichtum pflegt man zu prahlen, Man kaufet sich Freuden dafür, Schlürft sie aus goldenen Schalen; - Ich darf die Freude nicht zahlen, Denn wisset: sie ruhet in mir. Das Glück treibt elende Künste, Steht öfters mit Schurken im Bund, Lohnt sie mit reichem Gewinste; Das kränkt den Mann vom Verdienste, Ich seh' es mit lachendem Mund. Die Göttinn pflegt sich zu wenden, Das hab' ich schon lange gewußt, Weiß heute Güter zu spenden, Und morgen sie zu entwenden Und doppelt schmerzt dann ihr Verlust. Cupido mag auf mich zielen, Ich lache nur seiner Gewalt, Mit Weibern will ich bloß spielen; Bricht mir dann eine aus Vielen Die Treue, so tröst' ich mich bald. Gelehrte Schnurpfeiffereyen Sind wahrlich entbehrlicher Tand, Man kann ja auf Erden sich freuen, Auch ohne darüber zu schreyen, Wie, oder woraus sie entstand. Nach Ehrenstellen und Würden Zu trachten, ist nimmer mein Fall; Mit jeden neueren Zierden Vermehren sich auch die Begierden, Genügsamkeit ist nur ein Schall. Den Tod stell' ich nach Gefallen Als Knaben mit heiter'm Gesicht Mir vor, und muß ich einst wallen, In jene düsteren Hallen, Wohlan! - sie schrecken mich nicht. Nicht Thränenweiden und Krüge Setzt an meinem Grabe dann mir, Ein einfacher Stein thut Genüge, Und sage dem Wand'rer: es liege Ein Mann, der stets fröhlich war, hier.
Confirmed with I. F. Castelli's Poetische Kleinigkeiten. Zweytes Bändchen. Wien, 1816. Gedruckt bey Anton Strauß, pages 35-38.
Note: This poem was published in 1813 in a slightly different version; see below.
Text Authorship:
- by Ignaz Franz Castelli (1781 - 1862), "Frohsinn", appears in Poetische Kleinigkeiten, first published 1813 [author's text checked 1 time against a primary source]
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Set in a modified version by Franz Peter Schubert.
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This text was added to the website: 2018-01-20
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