Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll, Ein Fischer saß daran, Sah nach dem Angel ruhevoll, Kühl bis ans Herz hinan. Und wie er sitzt und wie er lauscht, Theilt sich die Fluth empor; Aus dem bewegten Wasser rauscht Ein feuchtes Weib hervor. Sie sang zu ihm und sprach zu ihm: Was lockst du meine Brut Mit Menschenwitz und Menschenlist Hinauf in Todes Glut? Ach wüßtest du, wie's Fischlein ist So wohlig auf dem Grund, Du kämst herunter wie du bist Und würdest erst gesund. Labt sich die liebe Sonne nicht, Der Mond sich nicht im Meer? Kehrt wellenathmend ihr Gesicht Nicht doppelt schöner her? Lockt dich der tiefe Himmel nicht, Das feucht verklärte Blau? Lockt dich dein eigen Angesicht Nicht her in [ew'gem]1 Thau? Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll, Netzt' ihm den nackten Fuß; Sein Herz wuchs ihm so sehnensvoll Wie bei der Liebsten Gruß. Sie sprach zu ihm, sie sang zu ihm; Da war's um ihn geschehn: Halb zog sie ihn, halb sank er hin, Und ward nicht mehr gesehn.
Volks- und andere Lieder, mit Begleitung des Forte piano, Erste Sammlung
by Karl Sigmund Freiherr von Seckendorff (1744 - 1785)
1. Der Fischer  [sung text checked 1 time]
Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), "Das Lied vom Fischer"
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View original text (without footnotes)Confirmed with Volks- und andere Lieder, mit Begleitung des Forte piano, In Musik gesetzt von Siegmund Freyherrn von Seckendorff. Weimar, bey Karl Ludolf Hoffmann. 1779, pages 4-5 (first known appearance of this poem); also confirmed with Johann Gottfried Herder's Volkslieder. Nebst untermischten andern Stücken. Zweyter Theil. Leipzig, in der Weygandschen Buchhandlung, 1779, pages 3-4, under the title "Das Lied vom Fischer".
1 Herder's edition changes this to: "ew'gen"Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Peter Rastl [Guest Editor]
2. Elvershöh  [sung text not yet checked]
Ich legte mein Haupt auf Elvershöh, Meine Augen begannen zu sinken. Da kamen gegangen zwei Jungfraun schön, Die täten mir lieblich winken. Die eine, die strich mein weißes Kinn, Die andere lispelt ins Ohr mir: "Steh auf, du muntrer Jüngling, Und erhebe den Tanz hier! Meine Jungfraun sollen dir Lieder singen, Die schönsten Lieder zu hören." Die eine begann zu singen ein Lied, Die Schönste aller Schönen; Der brausende Strom, er floß nicht mehr Und horcht den Zaubertönen, Der brausende Strom, er floß nicht mehr, Stand still und horchte fühlend. Die Fischlein all' in heller Flut, Sie scherzten auf und nieder, Die Vöglein all' im grünen Hain, Sie hüpften und zirpten Lieder. "Hör' an, du muntrer Jüngling, hör' an, Willst du hier bei uns bleiben? Wir wollen dich lehren das Runenbuch und Zaubereien schreiben. Wir wollen dich lehren, den wilden Bär zu binden mit Wort und Zeichen. Der Drache, der ruht auf rotem Gold, soll vor dir fliehn und weichen." Sie tanzten hin, sie tanzten her; Zu buhlen ihr Herz begehret. Der muntre Jügling, er Saß da, gestützt auf seinem Schwerte. "Hör' an, du muntrer Jüngling, hör' an! Willst du nicht mit uns sprechen, So reissen wir dir mit Messer und Schwert Das Herz aus, uns zu rächen." Und da, mein gutes, gutes Glück! Der Hahn fing an zu krähn. Ich wär sonst blieben auf Elvershöh, Bei Elvers Jungfraun schön. Drum rat ich jedem Jüngling an, Der zieht nach Hofe fein, Er setze sich nicht auf Elvershöh, Allda zu schlummern ein.
Authorship:
- by Johann Gottfried Herder (1744 - 1803)
Based on:
- a text in Danish (Dansk) by Anonymous/Unidentified Artist , "Elver Høy"
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Note: this is the sung text for Loewe's song. Stanza 1 matches Stanza 1 of the Danish; The Danish stanzas 2 to 5 are condensed into stanzas 2 to 4 in the German, so that Loewe's stanzas 5 to 11 match up to the Danish stanzas 6 to 12. We will add notes about Herder's published text later.
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3. Hans an Veit  [sung text checked 1 time]
Seit dem mir's Gretchen angethan Kann ich Dir nicht mehr lachen. So fröhlich war im Dorf kein Mann Ich konnte [Schwänke]1 machen. Nun ist mir's schwer hier in der Brust, In allen Sinnen trübe, Ich träume nicht einmal von Lust, Der Teufel hohl die Liebe! Das Mädchen ist so wunderlich, Ich kann Dirs gar nicht sagen, Sie quält, Sie neckt, Sie hudelt mich, Es ist nicht zu ertragen! Bald wär's ihr, wenn ich gienge recht, Bald wieder wenn ich bliebe. O [das -- das]2 närrische Geschlecht! Der Teufel hohl die Liebe! Oft wird's beschlossen, ich will fort, Hans muss die Fremde sehen; Denn hier in dem verwünschten Ort', Hier wär's um mich geschehen! Doch meiner Brust entfällt der Muth, Wie meine Saat dem Siebe, Wenn Sie ein wenig schön mir thut. Der Teufel hohl die Liebe! Seh' ich mit andern Sie vertraut, Nur wenig schmunzern, scherzen, Gleich krieg' ich eine Gänse-Haut, Mir stockt das Blut im Herzen! Es wird das Fleisch am Leibe mir So [pelzig]3 wie die Rübe, Ja, Veit, ich wiederhohl' es Dir, Der Teufel hohl die Liebe! Der Amtmann selber sieht sie gern, Für Zorn möcht ich zerspringen! Sie muss dem ausfestopften Herrn, Oft selbst die Steuern bringen; Und dann fällt mir das Sprüchwort ein: Gelegenheit macht Diebe. Nein! fröhlich kann ich nicht mehr seyn. Der Teufel hohl die Liebe!
Authorship:
- by Dietrich Ernst Georg Spiegel, Freiherr von Pickelsheim (1737 - 1789), "Hans an Veit"
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View original text (without footnotes)Confirmed with Dietrich Ernst Georg Spiegel, Freiherr von Pickelsheim, Gedichte, ed. by Carl Freyherr von Reitzenstein, Wien: Joseph Stahel, 1793, pages 83 - 85.
1 Seckendorff: "Schnaken"2 Seckendorff: "über's"
3 Seckendorff: "holzig"
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4. Gretchen an Veit  [sung text checked 1 time]
Ich weiss mir meines Leid kein End, so bang ist mir's zu Mute; ach, Veit! Ach, sieh, wie's kocht und brennt, im Herzen und im Blute; hab' nirgends Ruh, hab' nirgends Rast; die Welt wird mir zu enge! Hilf Veit! Mir von der schweren Last, ich trag's nicht in die Länge -- Nein Gretchen, nein, dein Hans will fort, will in die Fremde gehen, und sagt, in dem verwünschten Ort hier wär's um ihn geschehen: Du wärst so wunderlich im Sinn, er könnt mir's gar nicht sagen; du hudeltest, du necktest ihn -- er könnt's nicht mehr ertragen. Nein, Veit, mein Liebchen darf nicht fort, darf keine Fremde sehen; sonst ist's in dem verwünschten Ort, sonst ist's um mich geschehen. Geh', sag' ihm, ach! ich hätt ihn gern -- gern, wenn er bei uns bliebe -- Ich teiltete mit ihm Glück und Stern -- und gäb' ihm Lieb' um Liebe.
Authorship:
- by Karl Sigmund Freiherr von Seckendorff (1744 - 1785)
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Researcher for this page: Ferdinando Albeggiani5. Dauras Trauer  [sung text checked 1 time]
Ich wandle hin, ich wandle her,
Im Mond- und Sternenlicht;
Seh' über Land; seh' über's Meer;
Mein Liebchen seh' ich nicht!
Ist's möglich, daß sein Schatten ruht?
Schläft er im Feld, im Wald?
Lebt nicht auf's neu sein Herz und Blut,
Wenn meine Stimme schallt?
Braust, Ströme, braust in schnellerm Lauf!
Tob' im Gebirg', o Wind!
Weckt, ach! mir den Geliebten auf,
Daß ich ihn wieder find.
Doch schon verdunkelt sich die Nacht;
Der Mond verbirgt den Schein;
Der Donner rollt; die Erde kracht;
Die Felsen stürzen ein.
Nein, Winde! heulet nicht so laut!
Nein, Ströme, haltet an!
Vielleicht, ach! weckt ihn seine Braut,
Wenn er sie hören kann.
Herfür aus deinen Wolken tritt,
Du goldnes Sternenlicht!
Erschein' ihm! Leite seinen Schritt!
Er sieht mich sonsten nicht.
Es sucht mein Aug', es lauscht mein Ohr
In Tiefen und in Höh'n:
Horch! sieh! was rauscht, was glänzt dort vor?
Was schimmert dort so schön?
Ach! wenn du's bist, so eil' zu mir,
Und stille meine Pein;
Hier ist der Fels, der Strom ist hier,
Wo du versprachst zu sein!
Vergebens suchst du mich umher,
Mich schützt kein Baum, kein Dach;
Sieh' nicht ins Land, sieh' nicht ins Meer,
Folg meiner Stimme nach!
[ ... ]
Authorship:
- by Karl Sigmund Freiherr von Seckendorff (1744 - 1785), "Phantasei einer Braut wegen ihres verlornen Geliebten"
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Confirmed with Zweihundert und zehn Lider frölicher Geselschaft und einsamer Frölichkeit, ed. by Christian Heinrich Wolke, Dessau: philanthropischen Buchhandlung, 1782, pages 173 - 174.
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6. Das Veilchen  [sung text not yet checked]
Ein Veilchen auf der Wiese stand, Gebückt in sich und unbekannt; Es war ein herzigs Veilchen. [Da]1 kam [eine]2 junge Schäferin Mit leichtem [Schritt]3 und muntrem Sinn Daher, daher, Die Wiese her, und sang. Ach! denkt das Veilchen, wär ich nur Die schönste Blume der Natur, Ach, nur ein kleines Weilchen, Bis mich das Liebchen abgepflückt Und an dem Busen matt gedrückt! Ach nur, ach nur Ein Viertelstündchen lang! Ach! aber ach! das Mädchen kam Und nicht in Acht das Veilchen nahm, [Ertrat]4 das arme Veilchen. Es sank und starb und freut' sich noch: Und sterb' ich denn, so sterb' ich doch Durch sie, durch sie, Zu ihren Füßen doch.
Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), "Das Veilchen", appears in Erwin und Elmire
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Het viooltje", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Walter Meyer) , "A violet stood upon the lea", copyright © 1996, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English [singable] (Leon Malinofsky) , copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "La violette", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Amelia Maria Imbarrato) , "La violetta", copyright © 2006, (re)printed on this website with kind permission
- NOR Norwegian (Bokmål) (Marianne Beate Kielland) , "Fiolen", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- SPA Spanish (Español) (Elisa Rapado) , "Una pequeña violeta vivía sobre la pradera", copyright © 2007, (re)printed on this website with kind permission
- SPA Spanish (Español) (Elisa Rapado) , copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
Note for Stanza 1, line 5: "muntrem" is often modernized to "munterm"
1 omitted by Štěpán.2 Mozart: " ein' "
3 Medtner: "Tritt"
4 Kunzen: "Zertrat"
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7. Lindors Romanze [sung text checked 1 time]
Note: this is a multi-text setting
Willst wissen, liebes, süsses Kind, Willst wissen, wer ich bin? Ich heiße Lindor. Treugesinnt Bin ich, hab' edlen Sinn.
Authorship:
- by Johann André (1741 - 1799), aus: Barbier von Sevilla [an adaptation]
Based on:
- a text in French (Français) by Pierre Augustin Caron de Beaumarchais (1732 - 1799)
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Confirmed with Der Barbier von Sevilien, oder Die unnütze Vorsicht: ein Lustspiel in vier Akten. Aus dem französischen des Herrn von Beaumarchais, und mit neuer Musik, von Johann André, Offenbach am Main: Ulrich Weiß, 1776, page 29. Appears in Erster Akt, sechster Auftritt.
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Ich bin zwar weder groß noch reich, Hab' weder Städt' noch Land. Doch, was ich habe, gäb' ich gleich Dahin um deine Hand. Auch Armen schenkt die Liebe Muth, Ich leb' und sterbe dir. Rosinchen! Engel! sei mir gut, Und sprich: Hab' Dank dafür!
Authorship:
- by Anonymous / Unidentified Author
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Researcher for this page: Melanie Trumbull8. Wend', o wende diesen Blick  [sung text checked 1 time]
Wend', o wende diesen Blick, dem Aurora dämmert nur! Und die Lippe zeich zurück, voll so süßem falschen Schwur; meine Treu nur, oft, ach! Ihr aufgeküßt, gieb -- wieder mir! Hüll, o hüll den Busen zart, wo auf Hügeln Schnee und kalt Knospen blühen -- ach! der Art, wie April sie niederwallt. In des kalten Eises Schoos Liegt mein Herz; ach! gieb mir's los!
Authorship:
- from Volkslieder (Folksongs) , from Herder's Volksliedern
Based on:
- a text in English by Anonymous/Unidentified Artist and misattributed to William Shakespeare (1564 - 1616)
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Researcher for this page: Ferdinando Albeggiani9. Romanze aus Claudine von Villa Bella  [sung text checked 1 time]
Es war ein [Knabe]1 frech genung, War erst aus Frankreich kommen, Der hatt' ein armes Maidel jung Gar oft in Arm genommen; Und liebgekos't und liebgeherzt; Als Bräutigam herum gescherzt; Und endlich sie verlassen. Das [braune]2 Maidel das erfuhr, Vergingen ihr die Sinnen, Sie lacht' und weint' und bet't' und schwur: So fuhr die Seel' von hinnen. Die Stund da sie verschieden war, Wird bang dem Buben, graus't sein Haar: Es treibt ihn fort zu Pferde. Er gab die Sporen kreuz und quer Und ritt auf alle Seiten, Herüber, nüber, hin und her, Kann keine Ruh erreiten; Reit't sieben Tag' und sieben Nacht: Es blitzt und donnert, stürmt und kracht, Die Fluten reißen über. Und reit't im Blitz und Wetterschein Gemäuerwerk entgegen; Bind't's Pferd hauß' an und kriecht hinein, Und duckt sich vor dem Regen; Und wie er tappt, und wie er fühlt, Sich unter ihm die Erd' erwühlt, Er stürzt wohl hundert Klafter. Und als er sich ermannt vom Schlag, Sieht er drei Lichtlein schleichen. Er rafft sich auf und krabbelt nach; Die Lichtlein ferne weichen; Irr' führen ihn, die Quer' und Läng', Trepp' auf, Trepp' ab, durch enge Gäng', Verfallne wüste Keller. Auf einmal sitzt er hoch im Saal, Sieht sitzen hundert Gäste, Hohläugig grinsen allzumal Und winken ihm zum Feste; Er sieht sein Schätzel unten an Mit weißen Tüchern angetan, Die wend't sich [-]3!
Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), appears in Claudine von Villa Bella
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View original text (without footnotes)1 Seckendorf: "Buhle"
2 Seckendorf: "arme"
3 Seckendorf: "Pedro"
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10. Liebesdrang
Freudenlos leben . . . . . . . . . .— The rest of this text is not
currently in the database but will be
added as soon as we obtain it. —
11. Wilhelms Geist  [sung text checked 1 time]
Zu Hannchens Thür, da kam ein Geist, mit manchem Weh und Ach! und drückt' am Schloß, und kehrt' am Schloß, und ächzte traurig nach. "Ist's, Vater Philipp! Der ist da? Bist's, Bruder! Du , Johann? Od'r ist's Wilhelm, mein Bräutigam! Aus Schottland kommen an?" "Dein Vater Philipp, der ist's nicht! Dein Bruder nicht, Johann! Es ist Wilhelm, dein Bräutigam, aus Schottland kommen an! Hör', süßes Hannchen, höre mich, hör und willfahre mir! Gieb mir zurück mein Wort und Treu, das ich gegeben dir!" "Dein Wort und Treu geb'ich dir nicht, geb's nimmer wieder dir! Bis du zu meiner Kammer kommst, mit Liebeskuß zu mir!" "Zu deiner Kammer soll ich ein, und bin kein Mansch nicht mehr? und küssen deinen Rosenmund? So küß ich Tod dir her! [ ... ] Und an der Kirche lieg' ich schon und bin ein Todtenbein! S'ist, süßes Hannchen, nur mein Geist, der hier zu dir kommt ein!" Ausstreckt sie ihre Lilienhand, streckt bebend sie ihm zu: "Da Wilhelm, hast du Wort und Treu, und geh, und geh zu Ruh!" Und schnell warf sie die Kleider an und ging dem Geiste nach, die ganze lange Winternacht ging sie dem Geiste nach. [ ... ] Da kräht' der Hahn! Da schlug die Uhr! Da brach der Morgen für! "Ach, Hannchen, nun, nun kommt die Zeit, zu scheiden weg von dir!" Der Geist -- und mehr, mehr sprach er nicht, und seufzte traurig drein, und schwand in Nacht und Dunkel hin, und sie, sie stand allein. "Bleib, treue Liebe! Bleibe noch, dein Mädchen rufet dich!" Da brach ihr Blick! Ihr Leib, der sank, und ihre Wang' erblich! --
Authorship:
- by Johann Gottfried Herder (1744 - 1803), "Wilhelms Geist", subtitle: "Schottisch", appears in Stimmen der Völker in Liedern, in 3. Das dritte Buch. Nordwestliche Lieder, first published 1773
Based on:
- a text in English from Volkslieder (Folksongs) , "Sweet William's ghost "
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Confirmed with Von deutscher Art und Kunst. Einige fliegende Blätter, Hamburg: Bey Bode, 1773. Appears in part I, "Auszug aus einem Briefwechsel über Ossian und die Lieder alter Völker," pages 49 - 50; also confirmed with Stimmen der Völker in Liedern, erster Theil, Wien, B. Ph. Bauer, 1818. Appears in Das dritte Buch. Nordwestliche Lieder, pages 219 - 222.
Note: Seckendorff's score has "gieng" instead of "ging" (stanza 11)
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12. Lied eines wahnsinnigen Mädchens  [sung text not yet checked]
Frühmorgens, als ich gestern Im Felde ging entlang, Da hört' ich, wie im Turme Ein Mädchen lieblich sang ; Die Ketten rasselnd an der Hand, Und sang so fröhlich: Mein Liebchen lieb'ich, denn ich weis Mein Liebchen liebet mich. O harter, harter Vater, Der riß hin ab von mir! Grausam , grausamer Schiffer, Der fort ihn nahm von Seitdem bin ich so stille nun So still aus Lieb' um dich, Und lieb' mein Liebchen, denn ich weis, Mein Liebchen liebet mich. O wär' ich eine Schwalbe Wie schlupft' ich zu hin heim! Oder wär' ich eine Nachtigall, Ich säng' in Schlaf hin ein. Könnt ich hin an, nur an hin sehn Vergnügt und froh wär ich! Ich lieb mein Liebchen, denn ich weis, Mein Liebchen liebet mich. Kann ich, als ich am Ufer stand, Den Tag vergessen je? Und sah ihn zum letzenmal Den nie ich wieder seh Er kehrt'auf mich sein Auge noch, Ach, wie sprach das in mich! -- Mein Liebchen lieb'ich, denn ich weis Mein Liebchen liebet mich. Ich flecht'dir dieses Kränzchen, Mein Lieb', und flecht es fein, Von Lilien und von Rosen, Und binde Thymian drein. Einst geb ich's denn, mein Liebster, dir, Wenn ich seh wieder dich, Mein Liebchen lieb'ich, denn ich weis Mein Liebchen liebet mich.
Authorship:
- by Johann Gottfried Herder (1744 - 1803)
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