by Friedrich Rückert (1788 - 1866)
Sind dir Flügel nicht verliehn
Language: German (Deutsch)
Sind dir Flügel nicht verliehn Mir in's Ferne nachzuziehn? Sind doch Flügel mir gegeben, Dich aus Fernen zu umschweben. Denke, daß mein Dichtergeist Ungesehn dich hier umkreist, Dir in diese stillen Räume Führend Schaaren holder Traume! Wenn dich grüßt ein Sonnenstrahl Oder eine Blum' im Thal, Denke, -- daß es dich erquicke -- Daß der Freund den Gruß dir schicke! Wenn es in den Lauben rauscht, Wo der Freund dir einst gelauscht, Denke, -- daß es dich berausche -- Denke, daß ich noch dir lausche! An den Stellen lieb und traut, Wo in's Aug' ich dir geschaut, Wo du mir in's Ange schautest Und mir ganz dein Herz vertrautest; Wo der Freund nicht bei dir sitzt, Sitzt sein Angedenken itzt. Laß es nicht auf Dornenspitzen, Sondern weich auf Rosen sitzen! Wenn du denkest, daß im Raum Blüht um mich dein Liebestraum, Wenn du denkest, daß auf's neue Ich durch dich der Welt mich freue; O so wirst du auch dich scheu'n, Ander's als dich mein zu freu'n; Heiter unter Blüthenbäumen Wirst von deinem Dichter träumen.
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Text Authorship:
- by Friedrich Rückert (1788 - 1866), no title, appears in Lyrische Gedichte, in 3. Liebesfrühling, in 2. Zweiter Strauß. Entflohen [or Geschieden], no. 4 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Ferdinand von Hiller (1811 - 1885), "Sind die Flügel nicht verliehn", op. 18 no. 6, published 1841, from 6 Lieder von Fr. Rückert, no. 6, Leipzig, Kistner [sung text not yet checked]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2011-04-03
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