by Rudolf Georg Binding (1867 - 1938)
Ich sprach
Language: German (Deutsch)
Ich sprach: Das Leben war mein Herrscher immerdar : eh ich dir folge, gib auch du ihm Ehre, wie ich es tat. Du bist ein Großer zwar; doch wärst du nicht, wenn nicht das Leben wäre. Lehnsmann bist du, das Leben ist dein König. Es geht voran; du schreitest seine Pfade ihm nach und bist in Ewigkeit ihm frönig. Es hält den Lohn, die Strafe und die Gnade. Dein Schwert, o Tod, ist dir von ihm verliehn und wo es richtet, hast du zu vollziehn. Wo es gesät, da stehn die Saaten schwer. Wo es geerntet, erntest du nicht mehr. Wo es getrunken, schaust du durstig drein. Wo es frohlockt, da mußt du stille sein. Es küsset, die es liebt, und läßt sie gleiten, sorglos, und hat wohl der Geliebten viele; du aber darfst sie nur hinausgeleiten, und wo es spielt, da bist du nicht im Spiele. Wen es gekrönt, dem reißest du die Krone vom Haupte nimmer noch die goldnen Bänder; verwelkte Kränze fallen dir zum Lohne und jene Blüten, die es hinter sich mit Lachen wirft als König und Verschwender. Vasall des Lebens, sieh, ich grüße dich.
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Confirmed with Rudolf G. Binding, Gedichte, Leipzig : Insel-Verlag, 1914, p.52
Text Authorship:
- by Rudolf Georg Binding (1867 - 1938), no title, appears in Gespräche mit dem Tod, no. 2 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Paul von Klenau (1883 - 1946), no title, published 1916 [ alto and orchestra ], from Gespräche mit dem Tod, no. 2, Vienna : Universal Edition [sung text checked 1 time]
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