by Matthias Claudius (1740 - 1815)
Seht meine lieben Bäume an
Language: German (Deutsch)
Seht meine lieben Bäume an, Wie sie so herrlich stehn, Auf allen Zweigen angethan Mit Reiffen wunderschön! Von unten an bis oben 'naus, Auf allen Zweigelein, Hängts weis und zierlich, zart und kraus, Und kann nicht schöner seyn; Und alle Bäume rund umher, All' alle weit und breit, Stehn da, geschmückt mit gleicher Ehr, In gleicher Herrlichkeit. Und sie beäugeln und besehn Kann jeder Bauersmann, Kann hin und her darunter gehn, Und freuen sich daran. Auch holt er Weib und Kinderlein Vom kleinen Feuerheerd, Und Marsch mit in den Wald hinein! Und das ist wohl was werth. Einfältiger Natur-Genuß, Ohn' Alfanz drum und dran, Ist lieblich, wie ein Liebeskuß Von einem frommen Mann. Ihr Städter habt viel schönes Ding, Viel Schönes überall, Credit und Geld und golden Ring, Und Bank und Börsensaal; Doch Erle, Eiche, Weid' und Ficht' Im Reiffen nah und fern - So gut wirds Euch nun einmal nicht, Ihr lieben reichen Herr'n! Das hat Natur, nach ihrer Art Gar eignen Gang zu gehn, Uns Bauersleuten aufgespart, Die anders nichts verstehn. Viel schön, viel schön ist unser Wald! Dort Nebel überall, Hier eine weiße Baumgestalt Im vollen Sonnenstrahl Lichthell, still, edel, rein und frey, Und über alles fein! - O aller Menschen Seele sey So lichthell und so rein! Wir sehn das an, und denken noch Einfältiglich dabey: Woher der Reif, und wie er doch Zu Stande kommen sey? Denn gestern Abend, Zweiglein rein! Kein Reiffen in der That! - Muß einer doch gewesen seyn, Der ihn gestreuet hat! Ein Engel Gottes geht bey Nacht, Streut heimlich hier und dort, Und wenn der Bauersmann erwacht, Ist er schon wieder fort. Du Engel, der so gütig ist, Wir sagen Dank und Preis. O mach' uns doch zum heil'gen Christ Die Bäume wieder weis!
F. Schubert sets stanzas 1-3
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Confirmed with ASMUS omnia sua SECUM portans, oder Sämmtliche Werke des Wandsbecker Bothen, IV. Theil. Beym Verfasser, und in Commißion bey Friedrich Perthes in Hamburg. [1782], pages 7-10.
Poem headed with:
d.d. den 7. December 1780. Wandsbeck Sirach C. 43. v. 21. Er schüttet den Reiffen auf die Erde wie Salz.
Text Authorship:
- by Matthias Claudius (1740 - 1815), "Ein Lied vom Reiffen" [author's text checked 2 times against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Friedrich von Boyneburgk , "Frühlingslied eines Landmannes", 1825 [sung text not yet checked]
- by Franz Peter Schubert (1797 - 1828), "Das Lied vom Reifen", D 532 (1817), published 1895, stanzas 1-3 [ voice, piano ] [sung text checked 1 time]
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Het lied van de rijp", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "A Song of Frost", copyright ©
- ENG English (Malcolm Wren) , copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
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This text was added to the website between May 1995 and September 2003.
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