by Franz Alfred Muth (1839 - 1890)
Der Lebensmüde
Language: German (Deutsch)
Am grünen Rheinesstrande hebt sich ein stattlich Haus, weit schaut es in der Lande vielduftgen Blütenstrauß. Kühl sind wohl seine Keller, doch war im Haus kein Heller ob langem Saus und Braus. Da sprach der alte Zecher wehmütiglich zur Stund: "Vertrocknet sind die Becher, verkauft der Rebengrund! Dies Haus ist nur geblieben, ererbt von meinen Lieben, mein Herz ist weh und wund. Ade, du trostlos Leben, der Strick mach dir ein End; am Balken will ich schweben, das sei mein Testament. Doch halt, im Kellergrunde ruht noch ein Fass zur Stunde." Zum Kellergrund er rennt. "Erst nehm ich noch ein Tränklein vom goldnen Rebensaft; der Tod ist ja kein Schwänklein, ich hol zum Sterben Kraft." Wie gleist der Wein im Glase, wie glüht des Zechers Nase! "Willkomm' aus langer Haft!" Er schlürft, er trinkt in Zügen er schenkt von neuem ein und findet kein Genügen, so duftig ist der Wein. "Sollt ich den Erben lassen solch volles Fass zum Prassen, ein Esel müsst ich sein." Rasch öffnet er den Spunden: "Hinein, verdammter Strick! Noch ist kein Hanf gewunden, zu meucheln mein Genick. Ersauf im Saft der Reben! Nun will ich erst recht leben, Prosit mein künftig Glück!"
Text Authorship:
- by Franz Alfred Muth (1839 - 1890) [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Joseph (Gabriel) Rheinberger (1839 - 1901), "Der Lebensmüde", op. 90 no. 4 (1875), published 1877 [ TTBB chorus a cappella ], from Vom Rhein. Sechs vierstimmige Männerchöre, no. 4, Bremen, Praeger & Meier [sung text checked 1 time]
Researcher for this page: Johann Winkler
This text was added to the website: 2020-01-23
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