by Joachim Lorenz Evers (1758 - 1807)
Was ist der Mensch? ‑‑ halb Thier, halb...
Language: German (Deutsch)
1. Was ist der Mensch? -- halb Thier, halb Engel, klein, elend, dürftig, -- herrlich, groß! Was ist sein Schicksal? -- tausend Mängel, und tausend Güter sind sein Loos. Ihm blühen manche sanfte Freuden, auch manche, die zu früh verdirbt; ihn foltern schauervolle Leiden, er reift, wird alt, entnervt, und stirbt. 2. Ich seh' der Schöpfung große Fülle, erstaun' und sink' bewundernd hin -- seh', daß ich, in der schönsten Hülle, der Erde erstes Wesen bin. Schnell schafft die Phantasie mir Flügel, führt mich zu neuen Welten hin, und schnell bedeckt ein Erdenhügel mich, der ich Staub vom Staube bin. 3. Unendlich viel -- unglaublich wenig -- voll Schwachheit, und voll Schöpfungskraft, der Meere und der Länder König, der Sklave jeder Leidenschaft. -- So steigt der Mensch zur stolzen Größe, und trotz Natur, und Zeit und Glück; und sinkt in Fesseln, darbt in Blöße, und setzt sich unters Thier zurück. 4. Er predigt Weisheit, singt die Tugend, und drängt sich, Weihrauch ihr zu streu'n; vergisst sich selbst, verschweigt die Jugend, und schläft im Arm des Lasters ein -- träumt glücklich sich, und öd' und wüste erwacht er, schauert und bereut, kämpft männlich gegen alle Lüfte, und fühlt sich voll Gebrechlichkeit. 5. Du Meisterstück aus Göttes! Händen, wär dies dein einzig Leben nur? sollt' deiner Schöpfung Zweck hier enden? bliebst du ein Räthsel der Natur? Nein -- Gott schuf dich für Ewigkeiten, für höh'res Glück, für hell'res Licht, gab Mängel und Vollkommenheiten zur Prüfung dir, zum Unterricht. 6. Das Straucheln in den Jünglingsjahren soll einst dem Mann Erfahrung sein. Nur nach den größesten Gefahren kann Ruh und Glück uns ganz erfreu'n. Wenn wir mit sehnsuchtsvollen Blicken, nach Wahrheit, Licht und Weisheit späh'n, dann erst fühlt unser Herz Entzücken, wenn wir sie ohne Täuschung seh'n. 7. Dort, wo sich hehre Sonnen drehen, soll ich des Weltbaus Herrlichkeit, soll ich des Schöpfers Größe sehen, umstrahlt mich Licht und Seligkeit; der Nebel flieht, mein Blick wird heiter, ich schau, was unerforschlich schien. Mit Engelskräften eil' ich weiter -- und Sonnen, und Planeten flieh'n.
About the headline (FAQ)
Confirmed with Vollständiges Gesangbuch für Freimaurer, Berlin, Friedrich Maurer, 1804, text number 399, pages 260-261.
Authorship:
- by Joachim Lorenz Evers (1758 - 1807), no title [author's text checked 2 times against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
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- Also set in German (Deutsch), [adaptation] ; composed by Ferdinand Ries.
Researcher for this page: Melanie Trumbull
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