by Gottfried Keller (1819 - 1890)
Lied vom Schuft
Language: German (Deutsch)
Ein armer Teufel ist der Schuft, Er weiss, es kennt ihn jedes Kind, Er wandelt wie ein Träumender, Wo unverdorbne Menschen sind. Ein dummer Teufel ist der Schuft, Weil er doch der Geprellte ist, Wenn ihn die Welt, die er betrog, Mit grossen, klaren Augen misst. Er geht einher im Silberhaar Und keimt schon in des Knaben Blick, Er kriecht umher in dunkler Not Und spiegelt sich in Glas und Glück. Bald sitzt er auf dem Königsthron Und heisst von Gottes Gnaden Schuft, Bald steckt er und vermodert er In eines Bettlers Hundegruft. Doch immer müht und plagt er sich Und tut, als wär' er sehr gescheit; Wenn man an ihm vorübergeht, So pfeift er aus Verlegenheit. Lasst pfeifen sie und nagen nur, Die Ratten, im dunklen Erdenhaus; Es tagt dereinst ihr Wandertag, Dann schweigen sie und sterben aus!
Text Authorship:
- by Gottfried Keller (1819 - 1890), "Lied vom Schuft" [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Felix Paul Weingartner (1863 - 1942), "Lied vom Schuft", op. 22 (Zwölf Gedichte von Gottfried Keller für 1 Singstimme mit Pianofortebegleitung) no. 7, published 1896 [sung text not yet checked]
Researcher for this page: Ferdinando Albeggiani
This text was added to the website: 2008-07-04
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