by Else Lasker-Schüler (1869 - 1945)
Vagabunden
Language: German (Deutsch)
O, ich wollte in den Tag gehen, Alle Sonnen, alle Glutspiele fassen, Muss in trunk’ner Lenzluft untergeh’n Tief in meinem Rätselblut. Sehnte mich zu sehr nach dem Jubel! Dass mein Leben verspiele mit dem Jubel. Kaum noch fühlt’ meine Seele den Goldsinn des Himmels, Kaum noch sehen können meine Augen, Wie müde Welle gleiten sie hin. Und meine Sehnsucht taumelt wie eine sterbende Libelle. Giesse Brand in mein Leben! Ja, ich irre mit Dir, Durch alle Gassen wollen wir streifen, Wenn unsere Seelen wie hungernde Hunde knurren. An allen Höllen unsere Lüste schleifen, Um sünd’ge Launen alle Teufel fleh’n Und Wahnsinn werden uns’re Frevel sein, Wie bunte, grelle Abendlichter surren; Irrsinnige Gedanken werden diese Lichte sein! Ach Gott! Mir bangt vor meiner schwarzen Stunde, Ich grabe meinen Kopf selbst in die Erde ein!
Authorship:
- by Else Lasker-Schüler (1869 - 1945), "Vagabunden", appears in Styx, Gedichte, first published 1902 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Sybil Westendorp (1910 - 1999), "Vagabunden", 1989 [ voice and piano ] [sung text not yet checked]
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