Ein Fräulein klagt' im finstern Thurm, Am Seegestad' erbaut. Es rauscht' und heulte Wog' und Sturm In ihres Jammers Laut. Rosalia von Montanvert Hieß manchem Troubadour, Und einem ganzen Ritterheer Die Krone der Natur. Doch ehe noch ihr Herz die Macht Der süßen Minn' empfand, Erlag der Vater in der Schlacht Am Sarazenenstrand. Der Ohm, ein Ritter Manfry, ward Zum Schirmvogt ihr bestellt; Dem lacht' ins Herz, wie Felsen hart, Des Fräuleins Gut und Geld. Bald überall im Lande ging Die Trauerkund' umher: »Des Todes kalte Nacht [umfieng]1 Die Rose Montanvert.« Ein schwarzes Todtenfähnlein wallt Hoch auf des Fräuleins Burg; Die dumpfe Leichenglocke schallt Drei Tag' und Nächt' hindurch. Auf ewig hin, auf ewig todt, O Rose Montanvert! [Nun]2 milderst du der Wittwe Noth, Der Waise Schmerz nicht mehr. So klagt' einmüthig Alt und Jung, Den Blick von Thränen schwer, Vom Frühroth bis zur Dämmerung, Die Rose Montanvert. Der Ohm in einem Thurm sie barg Erfüllt mit Moderduft. Drauf senkte man den leeren Sarg Wohl in der Väter Gruft. Das Fräulein horchte, still und bang, Der Priester Litaney'n; Trüb' in des Kerkers Gitter drang Der Fackeln rother Schein. Sie ahnte schaudernd ihr Geschick, Ihr ward so [dumpf und schwer]3; [Im Todesgraun]4 erstarb ihr Blick, Sie sank und war nicht mehr. Des Thurms Ruinen an der See Sind heute noch zu schaun. Den Wandrer faßt in ihrer Näh' Ein wundersames Graun. Auch mancher Hirt verkündet euch, Daß er, bey Nacht, allda Oft, einer Silberwolke gleich, Das Fräulein schweben sah.
Confirmed with Gedichte von Matthisson. Fünfte vermehrte Auflage. Zürich, bei Orell, Füssli und Compagnie. 1802, pages 283-286; with Gedichte von Friedrich von Matthisson. Erster Theil. Tübingen, bei Cotta, 1811, pages 101-104; and with Gedichte von Matthisson. Neueste verbesserte Auflage. Wien und Prag bey Franz Haas 1810, pages 231-233.
Note: Matthisson changed the name Montanvert into Mortimer in the Tübingen 1811 and the Zürich 1831 editions, and used the title Das Fräulein im Thurme, subtitle Romanze, in the Tübingen edition.
1 Matthisson (Wien 1810 edition), and Schubert: "empfing"2 Schubert (2nd version): "Jetzt"
3 Schubert (1st version): "dumpf, so schwer"; Schubert (2nd version): "dumpf, ihr ward so schwer"
4 Matthisson (Wien 1810 edition), and Schubert: "Im Todesgram"; Matthisson (Tübingen 1811 edition), and Schubert (Alte Gesamtausgabe): "In Todesnacht"
Text Authorship:
- by Friedrich von Matthisson (1761 - 1831), written 1791, appears in In der Fremde (Schweiz und Frankreich) (1787-1794), first published 1802 [author's text checked 2 times against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Franz Peter Schubert (1797 - 1828), "Romanze", D 114 (1814) [sung text checked 1 time]
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "Romança", copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Romance", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "Romance", copyright ©
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Romance", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
Research team for this page: Melanie Trumbull , Peter Rastl [Guest Editor]
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