by Hans Christian Andersen (1805 - 1875)
Translation by James Grun (1868 - 1928)
Seejungfräulein
Language: German (Deutsch)  after the Danish (Dansk)
(in tiefem, stillverhaltenem Schmerze) Sterben zu müssen... Zu Schaum auf den Wogen zergehn! Ach! Schon bleichen die Sterne... Wenn der Sonne erster Roter Strahl Fällt auf das gleitende Schiff, Sink' ich hinab! Und nimmer Schaue Ihn ich wieder, um den Vor stummen Sehnen mein Herz vergeht, - Der friedlich lächelnd Schlafend ruht. An der Seite - die Königsbraut... Sterben zu müssen! - Wenn Menschen sterben, Fliegt ihre Seele In ferne himmlische Lande, - In's schimmernde Paradies! Doch ich - Arme, kleine Seejungfrau - Kann nimmer dahin! Auf den Wogen Muß treiben als toter Schaum! Nun schweben schon In klarer Höh' Rosige Morgenwölkchen, Klagende Stimmen Säuseln und weh'n, Wehen über das Meer! - Wie lange hört' ich sie nicht? - Ist's der Geschwister Schwimmende Schaar? So traurig klingt ihre Klage! - So sangen sie mir Vor alter Zeit: Meiden sollt' ich die Menschen! Sangen mir Weisen Seltsam und süß, Von Menschen-Glück Und von Menschen-Weh, Von fernen Wundern Im Paradies! Und wie wir - nimmer sie schauten! ... Nur wenn ein Mensch vor Lieb' und Lust Zöge bebend mich an die Brust, Und seine Seele in mich flösse, Die ew'ge Lieb' in mich ergösse, Daß jäh, wie Schwertes scharfe Schneid', Durchzuckt mich Menschen-Lust und -Leid, - Nur dann, - nur dann - Gewänn' ich das Paradies! Nur wenn ein Mensch mich liebt' - und nie verließ... (mit leidenschaftlichem Entschluß) Einmal noch - muß ich ihn sehn! Einmal nur - und dann vergehn! Will zurück den Vorhang schlagen, Wo des Zeltes Pforten ragen! Ach! - Wie bist du wunderschön! Du, den ich voll Lieb' und Schmerzen Stumm getragen tief im Herzen! Still, o Herz! Was pochst du so? Lächelt er im Traum nicht froh? An der Seite, süß und traut, Ruht ihm nicht die Königsbraut? Still, o Herz! Nicht poche so! Auch an meiner warmen Brust Hat geruht er, unbewußt, Da aus Sturmes-Wut und -Wogen Erdwärts ich ihn einst gezogen! Lebe wohl nun, Menschensohn! Flammend glüht's am Himmel schon! Deines Hochzeitmorgens Licht Leib und Herz mir jäh zerbricht! Bin geworden heimatlos In des Meeres tiefem Schoß! Heimatlos im Menschenland, Da der Braut Du zugewandt! Ach! Vor Lieb' und Liebeslust Zogst mich nimmer an die Brust! - Daß Deine Seele in mich flösse, Die ew'ge Lieb' in mich ergösse! Doch fühl' ich - jäh - wie Schwertes Schneid', In mir nun Menschen-Qual und -Leid! Die Sonne kommt! - Dir - geb' sie Glück! Mich faßt - der Tod! - In's Meer Stürz' ich zurück! - O Tod!! - (sehr leise, staunend) Ist dies - der Tod? - Ich fühl' es - Leben? Licht und frei Im Glanz zu schweben!? Aufwärts Selig sich erheben!? (allmählich bewegter) Goldne Strahlen Allerorten Aus den weiten Himmelspforten! Frieden in der Morgenhöhe! Nirgends Dunkel, nirgends Wehe! Friedensfeier Auf dem Meere! In den Lüften Sel'ge Chöre! Tausend leuchtende Gestalten! Tausend himmlische Gewalten! Überall nur Wunderklänge! Rauschend liebliche Gesänge! Immer höher Glanz und Wonne! Immer leuchtender die Sonne! Immer tiefer Weh und Welten! Näher stets den Himmelszelten! Alleluja aus der Ferne! Neue glüh'nde Sonnensterne! Paradieses Heil'ge Schwelle! Ewig klaren Lichtes Quelle! Jauchzend wogt es: Alleluja! Alleluja! Hell und heller! Alleluja aus der Ferne Neuer glüh'nde Sonnenterne! Alleluja! Alleluja! In Ewigkeit! - Alleluja!
Authorship:
- by James Grun (1868 - 1928) [author's text not yet checked against a primary source]
Based on:
- a text in Danish (Dansk) by Hans Christian Andersen (1805 - 1875) [text unavailable]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Eugen (Francis Charles) d'Albert (1864 - 1932), "Seejungfräulein", op. 15. [soprano, orchestra] [text verified 1 time]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2003-11-07
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