Hier, auf gewalzten Lumpen, soll ich Mit einer Spule von der Gans Hinkritzeln ernsthaft halb, halb drollig, Versifizierten Firlefanz - Ich, der gewohnt mich auszusprechen Auf deinem schönen Rosenmund, Mit Küssen, die wie Flammen brechen Hervor aus tiefstem Herzensgrund! O Modewut! Ist man ein Dichter, Quält uns die eigne Frau zuletzt, Bis man, wie andre Sangeslichter, Ihr einen Reim ins Album setzt.
Romanzero Lieder
Song Cycle by Richard Beaudoin (b. 1975)
0. In Mathildens Stammbuch
Text Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), "In Mathildens Stammbuch", appears in Romanzero, in 2. Zweites Buch, in Lamentationen, no. 7 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
Set by Richard Beaudoin (b. 1975), published 2007, first performed 2008Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
1. An die Jungen  [sung text not yet checked]
Laß dich nicht kirren, laß dich nicht wirren Durch goldne Äpfel in deinem Lauf! Die Schwerter klirren, die Pfeile schwirren, Doch halten sie nicht den Helden auf. Ein kühnes Beginnen ist halbes Gewinnen, Ein Alexander erbeutet die Welt! Kein langes Besinnen! Die Königinnen Erwarten schon kniend den Sieger im Zelt. Wir wagen, wir werben! besteigen als Erben Des alten Darius Bett und Thron. O süßes Verderben! o blühendes Sterben! Berauschter Triumphtod zu Babylon!
Text Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), "An die Jungen", appears in Romanzero, in 2. Zweites Buch, in Lamentationen, no. 8
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English [singable] (Peter Palmer) , "To the young", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
2. Das Hohelied  [sung text not yet checked]
Des Weibes Leib ist ein Gedicht, Das Gott der Herr geschrieben Ins große Stammbuch der Natur, Als ihn der Geist getrieben. Ja, günstig war die Stunde ihm, Der Gott war hochbegeistert; Er hat den spröden, rebellischen Stoff Ganz künstlerisch bemeistert. Fürwahr, der Leib des Weibes ist Das Hohelied der Lieder; Gar wunderbare Strophen sind Die schlanken, weißen Glieder. O welche göttliche Idee Ist dieser Hals, der blanke, Worauf sich wiegt der kleine Kopf, Der lockige Hauptgedanke! Der Brüstchen Rosenknospen sind Epigrammatisch gefeilet; Unsäglich entzückend ist die Zäsur, Die streng den Busen teilet. Den plastischen Schöpfer offenbart Der Hüften Parallele; Der Zwischensatz mit dem Feigenblatt Ist auch eine schöne Stelle. Das ist kein abstraktes Begriffspoem! Das Lied hat Fleisch und Rippen, Hat Hand und Fuß; es lacht und küßt Mit schöngereimten Lippen. Hier atmet wahre Poesie! Anmut in jeder Wendung! Und auf der Stirne trägt das Lied Den Stempel der Vollendung. Lobsingen will ich dir, o Herr, Und dich im Staub anbeten! Wir sind nur Stümper gegen dich, Den himmlischen Poeten. Versenken will ich mich, o Herr, In deines Liedes Prächten; Ich widme seinem Studium Den Tag mitsamt den Nächten. Ja, Tag und Nacht studier ich dran, Will keine Zeit verlieren; Die Beine werden mir so dünn - Das kommt vom vielen Studieren.
Text Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), appears in Nachgelesene Gedichte 1845-1856, no. 12
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CZE Czech (Čeština) (Otokar Fischer) , "Píseň písní"
3. K.‑Jammer  [sung text not yet checked]
Diese graue Wolkenschar Stieg aus einem Meer von Freuden; Heute muß ich dafür leiden, Daß ich gestern glücklich war. Ach, in Wermut hat verkehrt Sich der Nektar! Ach, wie quälend, Katzenjammer, Hundeelend Herz und Magen mir beschwert!
Text Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), "K.-Jammer", appears in Romanzero, in 2. Zweites Buch, in Lamentationen, no. 10
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]4. Die Gestalt der wahren Sphinx  [sung text not yet checked]
Die Gestalt der wahren Sphinx Weicht nicht ab von der des Weibes; Faselei ist jener Zusatz Des betatzten Löwenleibes. Todesdunkel ist das Rätsel Dieser wahren Sphinx. Es hatte Kein so schweres zu erraten Frau Jokastens Sohn und Gatte. Doch zum Glücke kennt sein eignes Rätsel nicht das Frauenzimmer; Spräch es aus das Lösungswort, Fiele diese Welt in Trümmer.
Text Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), no title, appears in Gedichte 1853 und 1854, in 8. Zum Lazarus, no. 9
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]5. Jetzt wohin?  [sung text not yet checked]
Jetzt wohin? Der dumme Fuß Will mich gern nach Deutschland tragen; Doch es schüttelt klug das Haupt Mein Verstand und scheint zu sagen: Zwar beendigt ist der Krieg, Doch die Kriegsgerichte blieben, Und es heißt, du habest einst Viel Erschießliches geschrieben.' Das ist wahr, unangenehm Wär mir das Erschossenwerden; Bin kein Held, es fehlen mir Die pathetischen Gebärden. Gern würd ich nach England gehn, Wären dort nicht Kohlendämpfe Und Engländer - schon ihr Duft Gibt Erbrechen mir und Krämpfe. Manchmal kommt mir in den Sinn, Nach Amerika zu segeln, Nach dem großen Freiheitstall, Der bewohnt von Gleichheitsflegeln - Doch es ängstet mich ein Land, Wo die Menschen Tabak käuen, Wo sie ohne König kegeln, Wo sie ohne Spucknapf speien. Rußland, dieses schöne Reich, Würde mir vielleicht behagen, Doch im Winter könnte ich Dort die Knute nicht ertragen. Traurig schau ich in die Höh', Wo viel tausend Sterne nicken - Aber meinen eignen Stern Kann ich nirgens dort erblicken. Hat im güldnen Labyrinth Sich vielleicht verirrt am Himmel, Wie ich selber mich verirrt In dem irdischen Getümmel. -
Text Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), "Jetzt wohin?", appears in Romanzero, in 2. Zweites Buch, in Lamentationen, no. 12
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]6. Die Eine und die Andere  [sung text not yet checked]
Das Glück ist eine leichte Dirne Und weilt nicht gern am selben Ort; Sie streicht das Haar dir von der Stirne, Und küßt dich rasch und flattert fort. Frau Unglück hat im Gegenteile Dich liebefest ans Herz gedrückt; Sie sagt, sie habe keine Eile, Setzt sich zu dir ans Bett und strickt.
Text Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), "Das Glück ist eine leichte Dirne", appears in Romanzero, in 2. Zweites Buch, in Lamentationen
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Julian Henry Charles Fane) , no title, appears in Poems Selected from Heinrich Heine, ed. by Kate Freiligrath Kroeker, London: Walter Scott, Limited, page 235, first published 1887