Könnt ich steigen, Dem Adler gleich, Der kommenden Sonn' entgegen, Die Brust getaucht In Morgenroth, Badend in Glanz des Aethers, Weil in Tiefen Die Nacht noch träumt, Dem erwachenden Auge der Welt Den ersten Blick entsaugen! Oder fliegen, Der Lerche gleich, Nach, der scheidenden Sonne nach, Über der stillen Schöpfung, Angeglühet Vom letzten Stral, Die Seel' im Liede verhauchend, Verschwebend, Verschwirrend In Ätherduft, Niemehr wieder Zur Erd' hernieder! Aber ach! Der Adler, der Der Sonn' ins Angesicht geschaut, Senkt den Fittig Aus Himmelsglanz, Um in dunkeler Tiefe Nach der Beute des Tags zu spähn. Und die Lerche Aus den Wirbeln Ihres Himmelsgesanges Sinkt ermattet Zum Boden wieder, Wo sie das Nest für die Nacht gebaut. Kann kein erdegeborner Flügelbegabter Heldensinn, Sängergeist, Den Banden der niedren Mutter Ganz entfliehn, Dem edlen Vater Lichte zu? Liebe setzte die Schwingen Der Begeisterung An mein Herz, Und es flog Der Sonne zu, Bis die Fittige Schmolzen, Seinen Höhen Entstürzend Es ins Meer der Beschämung sank. Und es klagte. Doch die Liebe Sprach, die Schwing' ihm erneuend: Andre geb' ich Dir, die schwache Aber himmlische Freundin, nicht. Stärkre, die nicht Wieder schmelzend, Noch Erneuung bedürfend, Sicheren Flugs dich Allen Sonnen Vorüber tragen, Der höchsten zu, Gibt mein stärkerer Zwillingsbruder Tod dir einst.
Fünf Lieder für 1 Singstimme mit Pianoforte
Song Cycle by Theodor Raillard (1864 - 1929)
1. Adler und Lerche  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Friedrich Rückert (1788 - 1866), "Adler und Lerche"
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Note: modernized spelling would change "Stral" to "Strahl", etc.Confirmed with Friedrich Rückert's Gedichte, Auswahl des Verfassers, Frankfurt am Main, Druck und Verlag von Johann David Sauerländer, 1841, pages 447-449.
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
2. Die drei Zigeuner  [sung text not yet checked]
Drei Zigeuner fand ich einmal Liegen an einer Weide, Als mein Fuhrwerk mit müder Qual Schlich durch sandige Heide. Hielt der eine für sich allein In den Händen die Fiedel, [Spielt', umglüht]1 vom Abendschein, Sich ein [feuriges]2 Liedel. Hielt der zweite die Pfeif' im Mund, Blickte nach seinem Rauche, Froh, als ob er vom Erdenrund Nichts zum Glücke mehr brauche. Und der dritte behaglich schlief, Und sein Zymbal am Baum hing; Über die Saiten der Windhauch lief, Über sein Herz ein Traum ging. An den Kleidern trugen die drei Löcher und bunte Flicken; Aber sie boten trotzig frei Spott den Erdengeschicken. Dreifach haben sie mir gezeigt, Wenn das Leben uns nachtet, Wie man's [verraucht, verschläft]3, vergeigt, Und es [dreifach]4 verachtet. Nach den Zigeunern [lang']5 [noch schaun Mußt ich]6 im Weiterfahren, Nach den Gesichtern dunkelbraun, [Den]7 schwarzlockigen Haaren.
Text Authorship:
- by Nikolaus Lenau (1802 - 1850), "Die drei Zigeuner", appears in Gedichte, in 3. Drittes Buch, in Gestalten
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Emily Ezust) , "The three Gypsies", copyright ©
- ENG English (Walter A. Aue) , "The Three Gypsies", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English [singable] (Arthur Westbrook) , "The three gypsies"
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Les trois tsiganes", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- POR Portuguese (Português) (Margarida Moreno) , "Os três ciganos", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
1 Fischhof: "Spielte, umglüht"; Schnabel: "Spielte, umglänzt"
2 Gund, Liszt, Shoeck: "lustiges" (from another version of Lenau)
3 Gund, Liszt, Schoeck: "verschläft, verraucht"
4 Fischhof: "dreimal"
5 Edelmann, Gund, Schoeck,: "lange"
6 Gund, Liszt, Schoeck: "noch/ Mußt ich schaun"
7 Gund, Liszt, Schoeck: "Nach den"
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Johann Winkler
3. Es stehen unbeweglich  [sung text not yet checked]
Es stehen unbeweglich die Sterne in ihrer Höh', viel tausend Jahr, und schauen sich an mit Liebesweh. Sie sprechen eine Sprache, die ist so reich, so schön; doch keiner der Philologen kann diese Sprache verstehn. Ich aber hab sie gelernet, und ich vergesse sie nicht; mir diente als Grammatik der Herzallerliebsten Gesicht.
Text Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), no title, appears in Buch der Lieder, in Lyrisches Intermezzo, no. 8
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- FRE French (Français) (Charles Beltjens) , no title, appears in Intermezzo lyrique, no. 8, first published 1827
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
- POL Polish (Polski) (Aleksander Kraushar) , no title, appears in Pieśni Heinego, in Intermezzo, no. 8, first published 1880
Confirmed with Heinrich Heine, Buch der Lieder, Hoffmann und Campe, Hamburg, 1827, page 116.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Pierre Mathé [Guest Editor]
4. Waldesgang  [sung text not yet checked]
Im Waldesweben ist es Ruh, Die [Veiglein thun]1 die Augen zu, Der Drossel letzter Sang verhallt -- -- Und nur wir Zwei sind noch im Wald! Es dämmert leis -- feucht fällt der Thau, Feucht ist dein Aug', du schöne Frau, [Und]2 Alles stumm - kein Laut erschallt -- -- Und nur wir Zwei sind noch im Wald! Mir graut, mir graut, du süße Fee, Vor all' der Schönheit, die ich seh', Mein Herz so heiß, dein Herz so kalt -- -- Und nur wir Zwei sind noch im Wald!
Text Authorship:
- by Karl Stieler (1842 - 1885), "Waldesgesang", appears in Hochland-Lieder, in 8. Wanderstunden, no. 5, first published 1879
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Hochland-Lieder von Karl Stieler, Stuttgart, Meyer & Zeller's Verlag (Friedrich Vogel), 1879, page 103.
Note: titled "Waldesgang" in the 1908 edition.1 in the 1908 edition: "Vöglein tun"
2 1908 version: "'s ist"; Thuille: "S'ist"
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]
5. Der Einsiedler an die Nacht  [sung text not yet checked]
[Komm]1, Trost der Welt, du stille Nacht! Wie steigst du von den Bergen sacht, Die Lüfte alle schlafen, Ein Schiffer nur noch, wandermüd', Singt übers Meer sein Abendlied Zu Gottes Lob im Hafen. Die Jahre wie die Wolken gehn [Und]2 lassen mich hier einsam stehn, Die Welt hat mich vergessen, Da tratst du wunderbar zu mir, Wenn ich beim Waldesrauschen hier Gedankenvoll gesessen. O Trost der Welt, du stille Nacht! Der Tag hat mich so [müd']3 gemacht, Das weite Meer schon dunkelt, Laß ausruhn mich von Lust und Not, Bis daß das ew'ge Morgenrot Den stillen Wald durchfunkelt.
Text Authorship:
- by Joseph Karl Benedikt, Freiherr von Eichendorff (1788 - 1857), "Der Einsiedler", appears in Gedichte, in 6. Geistliche Gedichte
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2021, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "De eenzaat", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , "Come, comfort of the world, you still night", copyright ©
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Le solitaire", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , "Vieni , notte silenziosa", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
1 von Wilm: "Komme"; further changes may exist not shown above.
2 Glanert: "Sie"
3 Reinthaler: "trüb"
Researcher for this page: Emily Ezust [Administrator]