Ich blick' in mein Herz und ich blick' in die Welt, Bis [vom Auge die brennende]1 [Thräne mir fällt]2, Wohl leuchtet die Ferne [mit goldenem]3 Licht, Doch hält mich der Nord -- ich erreiche sie nicht -- O die Schranken so eng, und die Welt so weit, Und so flüchtig die Zeit! Ich weiß ein Land, wo [aus]4 sonnigem Grün Um versunkene Tempel die Trauben [glühn]5, Wo die purpurne Woge das Ufer beschäumt, [Und]6 von kommenden Sängern der Lorbeer träumt; Fern lockt es und winkt dem verlangenden Sinn, Und ich kann nicht hin. [Und]7 hätt' ich Flügel, durch's Blau der Luft Wie wollt' ich baden im Sonnenduft! Doch umsonst! Und Stunde auf Stunde entflieht -- Vertraure die Jugend -- begrabe das Lied -- O die Schranken so eng, und die Welt so weit, Und so flüchtig die Zeit!
Sechs Lieder , opus 6
by Johanna Kinkel (1810 - 1858)
1. Sehnsucht nach Griechenland  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Sehnsucht"
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- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "Nostàlgia", copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Hunkering", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Allen Shearer) , "I look in my heart and I look at the world", copyright © 2002, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Nostalgie", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Amelia Maria Imbarrato) , "Nostalgia", copyright © 2005, (re)printed on this website with kind permission
- POR Portuguese (Português) (Elke Beatriz Riedel) , "Saudade", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Gedichte von Emanuel Geibel, Neununddreißigste Auflage, Berlin, Verlag von Alexander Duncker, 1855, page 26. Note: modern German spelling would change "Thräne" to "Träne"
1 Schumann, Spohr: "von schwimmenden Auge die"; Walter: "vom schwimmenden Auge die"2 Schnorr von Carolsfeld: "Träne fällt"
3 Schnorr von Carolsfeld: "im goldenen"
4 Schnorr von Carolsfeld: "in"
5 Schnorr von Carolsfeld, Walter: "blüh'n"
6 Schnorr von Carolsfeld: "Wo"
7 Schumann, Spohr, Walter: "O"
2. Wasser und Wein  [sung text not yet checked]
1. "Freunde sagt was wollt ihr trinken?" Wein! Wein! Wein! "Soll der Knecht nach Wasser hinken?" Nein! Nein! Nein! Laß das Wasser Wasser bleiben, Laß es gehn und Mühlen treiben, Laß es in den Wüstenein Trost den Karavanen sein, Laß die Hügel es beregnen Daß sie uns mit Trauben segnen, Laß es seine stolzen Wellen Bis hinauf zum Himmel schnellen, Laß es große Schiffe schwingen, Die den Wein von Ferne bringen, Laß in alle Land es laufen Und damit die Heiden taufen; Wasser soll belobet sein, Doch wir - trinken Wein Wein Wein! 2. "Nun, so nennt mir eure Sorte." Wein! Wein! Wein! "Nennt die Berge, nennt die Orte." Nein! Nein! Nein! Bring herbei den allerbesten, Der gefällt den meisten Gästen; Wenn der Trank uns wohlbehagt, Wird der Name bald erfragt. Nur der echte ist der rechte, All der andre ist der schlechte. Bring uns solchen der uns stärket, Den das Herz im Leibe merket!- Bring uns solchen der uns hebet Daß die Seel' ins Freie schwebet, Daß der Plunder dieser Erde Recht von ihr verlachet werde. Laß den Namen Namen sein, Bringe her nur Wein, Wein, Wein! 3. "Aber Gläser oder Becher?" Wein! Wein! Wein! "Oder Humpen, werthe Zecher?" Wein! Wein! Wein! Schenk ihn in das was ihn fasset, Was an Menschenlippen passet. Blanke Becher klingen schön, Gläser geben gut Getön. Läßt der Wein sich sonst nicht lumpen, Schmeckt er aus den größten Humpen; Auch bei Muscheln oder Hörnern Liegen Trinker nicht auf Dörnern, Was du hast gieb ohne Prahlen, Wär es auch in Kürbisschalen ; Fehlt das all, so schenk am Ende Ihn in beide hohle Hände. Kömmt er nur ins Maul hinein! Schenke ein! Schenk ein! Schenk ein!
Text Authorship:
- by August Kopisch (1799 - 1853), "Drei Fragen und drei Antworten", written 1839
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- ENG English (Gary Bachlund) , "Water and wine", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
3. Die Geister haben's vernommen  [sung text not yet checked]
Da hab ich viel blasse Leichen Beschworen mit Wortesmacht; Die wollen nun nicht mehr weichen Zurück in die alte Nacht. Das zähmende Sprüchlein vom Meister Vergaß ich vor Schauer und Graus; Nun ziehn die eignen Geister Mich selber ins neblichte Haus. Laßt ab, ihr finstern Dämonen! Laßt ab, und drängt mich nicht! Noch manche Freude mag wohnen Hier oben im Rosenlicht. Ich muß ja immer streben Nach der Blume wunderhold; Was bedeutet' mein ganzes Leben, Wenn ich sie nicht lieben sollt? Ich möcht sie nur einmal umfangen Und pressen ans glühende Herz! Nur einmal auf Lippen und Wangen Küssen den seligsten Schmerz! Nur einmal aus ihrem Munde Möcht ich hören ein liebendes Wort - Alsdann wollt ich folgen zur Stunde Euch, Geister, zum finsteren Ort. Die Geister habens vernommen, Und nicken schauerlich. Feins Liebchen, nun bin ich gekommen; Feins Liebchen, liebst du mich?
Text Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), appears in Buch der Lieder, in Junge Leiden, in Traumbilder, no. 10
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- ENG English (Anja Bunzel) , copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
4. An Luna  [sung text not yet checked]
Schwester von dem ersten Licht, Bild der Zärtlichkeit in Trauer! Nebel schwimmt mit Silberschauer Um dein reizendes Gesicht; Deines leisen Fußes Lauf Weckt aus tagverschloßnen Höhlen Traurig abgeschiedne Seelen, Mich und nächt'ge Vögel auf. Forschend übersieht dein Blick Eine großgemeßne Weite. Hebe mich an deine Seite! Gib der Schwärmerei dies Glück; Und in wollustvoller Ruh Säh der weitverschlagne Ritter Durch das gläserne Gegitter Seines Mädchens Nächten zu. Dämmrung, wo die Wollust thront, Schwimmt um ihre runden Glieder. Trunken sinkt mein Blick hernieder. Was verhüllt man wohl dem Mond? Doch was das für Wünsche sind! Voll Begierde zu genießen, So da droben hängen müssen; Ei, da schieltest du dich blind.
Text Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), "An den Mond", version from 1770
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- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "À la lune", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
- FRL Friulian (Ermes Culos) , "A la Luna", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
Des Beschauens holdes Glück Mildert solcher Ferne Qualen, Und ich sammle deine Strahlen, Und ich schärfe meinen Blick. Hell und heller wird es schon Um die unverhüllten Glieder, Und nun zieht sie mich hernieder, Wie dich einst Endymion.
5. Verlornes Glück
Sitze hier an lieber Stelle Wo ich einst nicht sass alleine; Damals klang hier süsse Rede Wo ich heut' mein Los beweine. Schön und hell nennt man die Erde, Voller Lust und voller Freuden; Doch ist mir sie ewig dunkel, Weil ich soll ihr Schönstes meiden. Von den vielen duft'gen Kräutern Die in diesem Garten stehen, Wird kein einz'ges, ach, mich heilen; Ich muss qualvoll untergehen.
Text Authorship:
- by Johanna Kinkel (1810 - 1858)
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- ENG English (Anja Bunzel) , "Lost happiness", copyright © 2014, (re)printed on this website with kind permission
6. Die Sprache der Sterne
Es stehen unbeweglich die Sterne in ihrer Höh', viel tausend Jahr, und schauen sich an mit Liebesweh. Sie sprechen eine Sprache, die ist so reich, so schön; doch keiner der Philologen kann diese Sprache verstehn. Ich aber hab sie gelernet, und ich vergesse sie nicht; mir diente als Grammatik der Herzallerliebsten Gesicht.
Text Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), no title, appears in Buch der Lieder, in Lyrisches Intermezzo, no. 8
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- FRE French (Français) (Charles Beltjens) , no title, appears in Intermezzo lyrique, no. 8, first published 1827
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
- POL Polish (Polski) (Aleksander Kraushar) , no title, appears in Pieśni Heinego, in Intermezzo, no. 8, first published 1880