Begraben in Waldesschatten lieg' ich im Abendschein. Wie lieblich duften die Matten, wie traulich säuselt der Hain! Die Tannen ragen düster hoch in die Wolken hinein und wiegen mit süßem Geflüster in liebliche Träume mich ein. Das Bächlein rauscht in der Tiefe, es klagt der Nachtigall Ton; mir ist, als ob ich schliefe tief in der Erde schon. Wohl ruh' ich an fremder Stätte, von allen Lieben so weit, doch dünkt mich fast, als hätte vergessen ich längst mein Leid. Die Wälder rauschen und klingen, die Abendsonne erglüht, die Vöglein schmettern und singen das alte Heimatlied. Mir ist's, als küsste die Träne hinweg lieb Mütterchens Mund, die ich in bangem Sehnen geweint um die Heimat jetzund. O lass mich lange noch träumen, o stille Abendzeit, umweht von duftenden Bäumen, versunken in Seligkeit!
6 Lieder , opus 66
by Heinrich Esser (1818 - 1872)
1. Abendfeier in der Fremde
Text Authorship:
- by Adolf Strodtmann (1829 - 1879), "Abendfeier in der Fremde"
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2. Bitte  [sung text not yet checked]
Du hast es mir in einer schönen Stunde Halb zugesagt; Und war die Bitte auch zu kühn gewagt, Im Munde Bescheid'ner Liebe ist kein Wort verwegen; Und wenn der Morgen noch so zeitig tagt, Die Sonne lächelt doch dem Freund entgegen! Um eine Locke hab' ich dich gebeten, Kannst du dem Fleh'n Der treu'sten Liebe grausam widersteh'n? Die Fäden Des Menschenlebens winden Zauberhände; Nur wo der Liebe stille Blüthen weh'n, Da hat des Erdgeists finst'res Reich ein Ende. Gieb mir die Locke! auf dem treuen Herzen Bewahr' ich sie, Ein Talisman für Sturm und Phantasie. Verschmerzen Will ich die Perlen in den trüben Blicken, Den rauhen Eingriff in die Harmonie, Kann ich sie seh'n und an die Lippen drücken. Es ist so schön die Menschen glücklich machen; Du kannst es jetzt. O, nicht den schönen Augenblick verletzt! Es wachen Viel gute Geister über uns're Schmerzen, Und ob man Augen trocknet oder netzt, Das schreiben sie in ihre klaren Herzen.
Text Authorship:
- by (Karl) Theodor Körner (1791 - 1813), "Bitte", appears in Vermischte Gedichte
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Confirmed with Theodor Körner's Sämmtliche Werke. Im Auftrage der Mutter des Dichters herausgegeben und mit einem Vorwort begleitet von Karl Streckfuß, Berlin, Nicolaische Verlags-Buchhandlung, 1877, page 185.
3. Viel hab' ich gesungen
Viel hab' ich gesungen, gekämpft und geträumt, und viel auch getobt und gewettert. Ich schlürfte den Wein, der im Becher geschäumt, und bin, wann das Frührot die Wolken umsäumt, auf die Gipfel der Berge geklettert. O selige Jugend! Gar bunt und gar kraus wohl hab' ich es oftmals getrieben. Die Welt durcheilt' ich in Saus und Braus, denn nimmer, ach, fand ich die Liebe zu Haus'; so bin ich ein Wand'rer geblieben. Du rosiges Mädchen, nun ladest du ein den Pilger, am Herde zu rasten; dein Lied, es lockt mich so hell und rein, mir ist, als ob Wundermelodei'n mich mit tausend Armen erfassten. O höre mich, Mädchen, o liebe mich, Lieb'! Kann nimmer ins Ferne mehr schweifen! Du bist es, nach der durch die Weite mich's trieb! Den Tau der Gewährung nun gib mir, o gib, die Saaten der Liebe zu reifen!
4. Gefunden  [sung text not yet checked]
Ich ging im Walde So für mich hin, Und Nichts zu suchen, Das war mein Sinn. Im Schatten sah ich Ein Blümchen stehn, Wie Sterne leuchtend, Wie Äuglein schön. Ich wollt' es brechen, Da sagt' es fein: "Soll ich zum Welken Gebrochen sein?" Ich grub's mit allen Den Würzlein aus, Zum Garten trug ich's Am hübschen Haus. Und pflanzt' es wieder Am stillen Ort; Nun zweigt es immer Und blüht so fort.
Text Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), "Gefunden", written 1813
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2019, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , copyright © 2019, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Laura Prichard) , copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "J'allais dans la forêt", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- GRE Greek (Ελληνικά) [singable] (Christakis Poumbouris) , copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
- GRE Greek (Ελληνικά) [singable] (Christakis Poumbouris) , copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Amelia Maria Imbarrato) , "Il trovatello", copyright © 2005, (re)printed on this website with kind permission
5. Die Zufriedenen  [sung text not yet checked]
Ich saß bei jener Linde Mit meinem trauten Kinde, Wir saßen Hand in Hand. Kein Blättchen rauscht' im Winde, Die Sonne schien gelinde Herab aufs stille Land. Wir saßen ganz vershwiegen Mit innigem Vergnügen, Das Herz kaum merklich schlug. Was sollten wir auch sagen? Was konnten wir uns fragen? Wir wußten ja genug. Es mocht uns nichts mehr fehlen, Kein Sehnen konnt uns quälen, Nichts Liebes war uns fern. Aus liebem Aug ein Grüßen, Vom lieben Mund ein Küssen Gab eins dem andern gern.
Text Authorship:
- by Johann Ludwig Uhland (1787 - 1862), "Die Zufriedenen", appears in Lieder
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Lawrence Snyder) , "The Happy Ones", copyright ©, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Les bienheureux", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
6. Die Liebste wünscht  [sung text not yet checked]
Im Arm dir [möcht']1 ich hangen, Hinaus gehn über Feld, Wenn, noch von Nacht umfangen, Im Schlummer liegt die Welt; Still ist's auf Flur und Wegen, Nicht regt sich allerwärts, Es pocht mit lauten Schlägen Der Schöpfung ew'ges Herz. Möcht' stehn mit dir und lauschen, Andächtig, athemlos, Der Quellen heimlich Rauschen Tief in der Erde Schoos; Das Lüftchen hört' ich säuseln, Das dir die Wange küßt, Und säh' den Bach sich kräuseln, Der über Blumen fließt. Und tausend Stimmen schweben Süßflüsternd durch die Nacht -- O Herz, wer hat dies Leben, Dies ew'ge, angefacht? Wohin ich auch mich wende, Der Welle gleich in Meer, Dies Wogen sonder Ende, O Lieber, sprich, woher? Es ist derselbe Meister, Der alles dies erschuf, Der Herzen auch und Geister Erweckt auf seinen Ruf; Die dieses Weltgetriebe In sicherm Gang erhält, Es ist dieselbe Liebe, Die uns den Busen schwellt. Von deinem Arm umfangen In stiller Mitternacht, Gelehnt an deine Wangen, Von deinem Aug' bewacht: Hinaus wohl möcht' ich treten Ins dämmernde Gefild, Und möchte mit dir beten -- Du weißt ja, wem es gilt!
Text Authorship:
- by Robert Eduard Prutz (1816 - 1872), "Die Liebste wünscht", appears in Aus der Heimat: Neue Gedichte, in 1. Zweite Liebe, Leipzig: F. A. Brockhaus, first published 1858
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View original text (without footnotes)Confirmed with Robert Prutz, Aus der Heimat: Neue Gedichte, Leipzig: F. A. Brockhaus, 1858. Appears in Zweite Liebe, pages 98 - 100.
1 Esser: "mögt'"; further changes may exist not shown above.